© FG Heeschter Berkediebe 2024
Fastnachtsgesellschaft Heeschter Berkediebe e.V.
Auszug aus der Chronik
Voller Stolz kann die Fastnachtsgesellschaft auf ein Protokoll vom 2. März
1946 hinweisen, aus dem hervorgeht dass an diesem Tag die erste
Prunksitzung im „Reich des Schwanen“ stattfand und “11 Heeschter
Berkediebe mit Pauken und Trompeten unter Führung Alfons 1.
einmarschierten, und der neue Büttenmarsch der Heeschter Berkediebe
von Max Kerz bis unters Dach zündete“. Allerdings ist die Fastnacht und
das fastnachtliche Brauchtum in Hainstadt viel älter. Dies lässt sich mit
Hilfe unseres Heimatbuches von Pater Ambrosius Götzelmann
nachweisen. Er zeigt darin einige Vorgänge auf, die engstens mit der
Dorfordnung von 1448 verknüpft sind und Hinweise auf die Fastnacht
geben. Mit Recht können wir Heeschter deshalb darauf verweisen, dass
„Faschenaacht“ bei uns schon seit dem späten Mittelalter gefeiert wird.
Wie kam es zu dem Namen Heeschter Berkediebe?
Mit diesem Namen belegten uns die Bewohner un¬serer
Nachbargemeinden schon lange vor der FG -Gründung und dies hat
folgenden Hintergrund:
Obwohl der Waldanteil auf unserer Gemarkung sehr groß ist, war die
Gemeinde Hainstadt nicht im Besitz dieser Waldungen. Die meisten
Waldanteile gehörten den jeweiligen Grundherrschaften unseres Dorfes
wie dem Erzbistum Mainz, den v.Collenberg usw. Ein Waldgebiet mit
Namen „Mainzer Wäldchen“ erinnert noch heute an die früheren Besitzer.
Erst durch die Säkularisation im Jahre 1803 kamen geistliche
Herrschaftsgebiete an weltliche Fürsten. In Hainstadt waren dies die
Fürsten von und zu Leiningen, die eigentlich aus linksrheinischem Gebiete
stammten. Diese neuen Grundherren achteten darauf, dass ihre
Waldungen strengstens beaufsichtigt wurden, damit es zu keinen Wald-
oder Holzfreveln kommen konnte.
In Hainstadt war es bereits damals alter Brauch, dass an bestimmten
Festtagen und Feierlichkeiten die Dorfstraßen mit jungen Birken
geschmückt wurden. Gefährlich war es aber, dieses frische Birkengrün in
den gut bewachten herrschaftlichen Hainstadter Wäldern zu schlagen. Viel
gefahrloser und vor allen Dingen näher war es, die Birken im Buchener
Stadtwald zu stehlen. Auf Dauer konnte aber dieses Unterfangen nicht gut
gehen. Eines Tages wurden einige von dem Buchener Förster erwischt.
Den Dieben gelang es zu entkommen, allerdings mussten sie in der Eile
die bereits geschlagenen Birken zurücklassen. In seiner ihm eigenen
Buchener Mundart rief der Förster den Flüchtenden nach:
“ Eych Heeschter Berkediebe kriech ich no!“
Seit dieser Zeit sind die Heeschter in der gesamten Umgebung als
„Berkediebe“ bekannt und seit dem Jahre 1946 hat die
Fastnachtsgesellschaft den Namen „Heeschter Berkediebe“ angenommen.
Trotz des verlorenen Krieges, der vielen Evakuierten und
Heimatvertriebenen, der Armut und der Rationierung der Lebensmittel
blühte nach dem 2. Weltkrieg die „Stroßefaschenaacht“ in Hainstadt
gewaltig auf An den drei närrischen Tagen verkleideten sich die Narren und
zogen in kleineren und größeren Gruppen, die häufig von Strohbären
begleitet wurden, von Haus zu Haus. Dabei blieben auch manche Streiche
nicht aus, die man vor allem unbeliebten Dorfbewohnern spielte. Oft
wurden auch besonders pikante Vorkommnisse des vergangenen Jahres
glossiert.
Als Traditionsfigur der Heeschter Stroßefaschenaacht kann man den
Strohbären bezeichnen. Früher, als noch Erbsen angebaut wurden, hat
man junge Burschen vollkommen mit Erbsenstroh eingebunden, einen
Maulkorb umgehängt und an einem Leitseil hängend dann durch die
Straßen des Dorfes getrieben. Die den Bären begleitenden Masken,
zumeist als Clowns verkleidet, bettelten an den Haustüren und Fenstern
um „Schwarzen Habber“. Dieser bestand in früheren Zeiten aus einem
kräftigen „Dörrfleesch-Veschper“, Eiern und etlichen Gläsern Mooscht oder
Schnaps. Nicht fehlen durfte bei der Gruppe ein Ziehharmonikaspieler, und
der Bär musste nach seinen Melodien tanzen. Heute bevorzugt man als
„Schwarzen Habber“ klingende Münzen oder Süßigkeiten.
Der Walldürner Volkskundler Dr. P.Assion hat für die Herkunft des
Strohbären im Fastnachtsbrauchtum verschiedene Deutungen. Zum einen
glaubt er im Strohbären die Verkörperung des Winters zu sehen, den es
am Frühlingsfest, der Fastnacht, hinauszuführen gilt, und er meint, dass die
Figur des Treibers diese Deutung noch untermauert. Zum anderen sieht er
im Strohbären auch einen alten Dreschbrauch, da das Dreschen früher
bäuerliche Winterarbeit war, die sich meist bis ins Frühjahr hinzog, und
man somit zur Fastnachtszeit frisch ausgedroschenes Stroh zur Verfügung
hatte.
In einer dritten Version sieht er den Stohbären als eine Nachahmung der
Tanzbären und ihres Bärenführers, wie sie seit dem Mittelalter auf
Jahrmärkten auftraten.
Wie wir sehen, können wir die Herkunft des Strohbärenbrauches nicht mit
absoluter Sicherheit deuten!
Je mehr sich die wirtschaftliche Situation nach der Währungsreform 1948
und später in den Fünfziger Jahren (die wir ja so gerne als
Wirtschaftswunderjahre bezeichnen) verbesserte, desto mehr gingen alte
Fastnachtsbräuche zurück, und das Niveau der Heeschter Faschenaacht
verflachte immer stärker.
So war es nicht verwunderlich, dass sich ein Stab von Heeschter
Berkedieben am 17.2.1960 bei einer närrischen Sitzung im Gasthaus „Zum
Grünen Baum“ traf, um die Vereinsarbeit wieder aktiver zu betreiben.
Seit dieser Zeit ist die Vorstandschaft zusammen mit dem Elferrat bemüht
sowohl die Straßenfastnacht als auch die Saalfastnacht zu fördern. Bereits
am 15.1.1961 konnte wieder eine Prunksitzung im vollbesetzten
„Schwanen“ - Saal unter der Regie des damaligen Elferrates mit großem
Erfolg abgehalten werden.
Ein Jahr darauf (1962) fand der erste zünftige Zigeunerball statt, der zu den
beliebtesten Fastnachtsveranstaltungen unserer Umgebung zählt. Als
besondere Attraktion konnte Frau Hüttner in der Saison 1966 die erste
Heeschter Garde vorstellen. Im Laufe der Jahre gesellten sich zur
Seniorengarde die Jugendgarde, sowie die Kindergarde, die heute von der
„Heeschter Faschenaacht“ nicht mehr wegzudenken sind. Auch die
verschiedenen Tanzmariechen konnten bei den Tanzturnieren und
Prunksitzungen große Erfolge erringen.
Begehrt ist die seit 1969 jährlich erscheinende Fastnachtszeitung „Der
Heeschter Berkedieb“.
Eine weitere gelungene Attraktion bildet heute der „Berkedieb“, der sich in
einer Manchester Hose, grünem Hemd, rotem Halstuch und einer roten
Datschkappe zeigt. Dazu trägt er ein Birkenbäumchen und ein Handbeil.
Bei Narrenumzügen des Narrenringes Main-Neckar und bei den lokalen
Umzügen kommt diese Gruppe immer gut an.
Aus all dem Geschilderten ist zu ersehen, wie sehr die FG Heeschter
Berkediebe bemüht ist, altes Brauchtum zu erhalten und der Hainstadter
Bevölkerung einige urwüchsige närrische Tage zu bieten.
Bereits am 11.11. eines jeden Jahres beginnt die neue Kampagne mit dem
Besuch der Narrenbirke durch den Elferrat und die verschiedenen Garden
zusammen mit der Musikkapelle. Danach erfolgen die Vorstellung und die
Vereidigung des Elferrates. Die Hauptattraktion der Saalfastnacht ist mit
Sicherheit die Prunk- und Fremden-Sitzung. Die Jugend feiert den
„Schmutzigen Donnerstag“, wobei sie mit vielen Lärminstrumenten
begleitet von der Musikkapelle durchs Dorf zieht und die Faschenaacht
sucht und ausgräbt. In den letzten Jahren wurde die Ausgrabung noch
durch das Berkediebe-Spiel ergänzt.
Im Anschluss wird dann vom Elferrat das Rathaus erstürmt und die
Gemeindeverwaltung wird für die närrischen Tage abgesetzt und der „Hohe
Elferat“ übernimmt die Regierungsgewalt!
Am Fastnachtsonntag sind dann alle Narren zum Frühschoppen, und am
Abend zum traditionellen Zigeunerball eingeladen. Am Rosenmontag und
Fastnachtsdienstag nach dem Umzug beherrschen die Straßennarren und
Strohbären das Dorfgeschehen. In den verschiedenen Lokalen ist dann
kaum noch ein freier Platz zu finden. Die kleinen Narren treffen sich in der
Turnhalle zum beliebten Kinderball. Wenn die Uhr dann 12 Uhr schlägt,
wird unter großem Jammer und Geheule die Strohpuppe, die über die
Fastnachtszeit am Rathaus hängt und als Symbol der Heeschter
Faschenaacht gilt, dem Feuer übergeben. So endet jedes Jahr die
Fastnachtszeit in Heescht. Für den Elferrat aber gibt es bereits wieder
Grund, sich am Aschermittwochabend zum Rollmopsstechen zu treffen, um
ein Schlußresümee über die abgelaufene Kampagne zu ziehen.
Wie es wirklich war ….
(der geschichtliche Hintergrund)
Die Gemeinde Hainstadt zu welcher auch die schon zur Zeit Karls des
Großen erwähnte unterste Morretal - Mühle, eine Enklave innerhalb der
Buchener Gemarkung, gehörte, hat mit Buchen eine 8 km lange
gemeinsame Gemarkungsgrenze. Während Buchen einen äußerst
wertvollen über 1000 ha großen Wald besitzt, ist die Gemeinde Hainstadt
darin vom Schicksal übergangen worden, Da ist es, wenn nicht zu billigen,
so doch zu verstehen, wenn die Hainstadter ihren Bedarf an Besenreisig
ohne juristische Bedenken und moralische Hemmungen beim reichen
Nachbarn deckten, Es wäre nun dem freundnachbarlichen Verhältnis
gedient gewesen, wenn der hohe Rat zu Buchen aus sozialen Gründen
und im Gedanken an das Bibelwort: "Wer zwei hat, gebe dem einen, der
keinen hat", sich zu einer pachtweisen Überlassung eines Walddistrikts
hätte entschließen können. Aber auch ohne diese Lösung handelte es sich
bei diesen Waldvergehen weniger um einen fühlbaren Schaden und hohen
Streitwert, als um die verletzte Eitelkeit der hohen Stadtverwaltung.
Man denkt da unwillkürlich an die folgenschweren Ereignisse vom Jahrs
1514. Damals lag auf der Walldürner Hohe in den so genannten Lappen,
wo die Gemarkungen Buchen, Hainstadt und Hettingen zusammenstießen,
eine größere Flache Ödland, dessen Zugehörigkeit durchaus ungeklärt und
weil gänzlich unfruchtbar auch ganz gleichgültig war. Niemand kümmerte
sich um dies Niemandsland, bis der Hainstadter Bauer Kunz Christmann
ein Stück einsäte, im guten Glauben als Hainstadter Grund und Boden. Der
Rat der Stadt Buchen erblickte darin einen Eingriff in seine Rechte und ließ
die Saat durch eine Schafherde vernichten. Dieser Vorfall führte dann, da
Kunz Christmann dem Ritter Götz von Berlichingen untertan war, zu
anfänglich schriftlichen, nach einem Jahr zur kriegerischen
Auseinandersetzung zwischen Götz und dem Erzbischof von Mainz und
endete mit einem vollen Sieg des Ritters. Der Vorgang zeigt, wie die
Engstirnigkeit der Menschen in gekränkter Eitelkeit oft um gänzlich nichts
sagende Dinge ungeheuren Schaden anrichten und vieltausendfache
Werte zerstören kann.
Zur Abstellung der Hainstadter Eigenmächtigkeiten trat am 19, November
1833 der Buchener Ausschuss mit 341 Mitgliedern unter Vorsitz des
Bürgermeisters Heilig zusammen, und befasste sich vor allem mit den
Verhältnissen im Wald-Distrikt „die Birken“ an der Hainstadter Grenze.
Nach längerer Beratung wurde der einhellige Beschluss zu Protokoll
genommen:
,‚Da uns allen bekannt ist, dass dieser Waldtheil wenig für die Stadtkaße
abwirft, daß den in der Gemeinde Hainstadt sich befindenden
Gewohnheitsfrevlern kein Einhalt gethan werden kann, so wollen wir, daß
dieses Stück Wald ausgerottet, urbar gemacht und als Ackerfeld benutzt
werde.“
Da die Herren vom Ausschuss sich jedoch von dieser Maßnahme keinen
vollen Erfolg versprachen - der liebe Gott ließ auch anderswo im Amberg
Birken wachsen - so wurde in der gleichen Versammlung eine erhöhte
Waldhut beschlossen und protokolliert:
„Zum Schutze des Waldes im Amberg soll, solange dies nothwendig ist,
täglich eine Aufsicht von zwölf Gemeindebürgern in der Frohnde als
Patroille bei Nacht abgeschickt werden. Dieser Aufsicht soll jedesmal ein
Gemeinderath oder ein Mitglied des Bürgerausschußes anwohnen und
solche leiten.“.
FG Heeschter Berkediebe
Berkediebe Marsch
von M. Kerz
1. Es gibt ein Ort auf dieser Welt im
Odenwald bekannt
Ein Städchen klein, doch reich an
Buchenwald.
Speck und Schinken, Herz was ist denn da
noch Dein Begehr
Heeschter horch, was willscht Du denn no
mehr !
Ref: Mir Heeschter Berkediebe,
Mir klaue nur aus Liebe,
Geld häbbe mir jo gnuch,
denn mir gehn jo hinnerm Pflug !
2. Die Lieb ist auch bei uns zuhaus, wie
auf der ganzen Welt.
Die Mädli fein, sie gucke net uffs Geld.
Willst Du sie seh´n im Stall, im Hof, überall
blitzt es nur so,
Heeschter horch, was suchst Du annerscht
wo !
Refrain
3. Die Zeit der Narren kennen wir, dann
kribbelt´s in de Hoor,
heute blöd, is besser wie´s ganze Johr.
Der Narren Rummel ist vorbei, ja da gibt es
Ruh,
Heeschter horch, es ruft der Ochs die Kuh.
Refrain